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Depressionen

 

Gedrückte Stimmung oder das Gefühl, sich zu nichts aufraffen zu können: Es gibt wohl kaum jemanden, der nicht schon einmal „schlecht drauf“ war. Eine Depression ist jedoch mehr als das bekannte Stimmungstief. Bei der psychischen Erkrankung sind die Beschwerden und Symptome wesentlich ausgeprägter. Das kann dazu führen, dass Betroffene gar keine Freude mehr empfinden, nur noch eine innere Leere in sich spüren oder sogar Suizidgedanken hegen.

 

Die psychische Erkrankung ist alles andere als selten. Schätzungen zufolge leiden hierzulande 8 Prozent der Bevölkerung, umgerechnet etwa 5 Millionen Menschen, an einer Depression. Im Laufe ihres Lebens werden von 100 Menschen 16 bis 20 depressiv. Eine Depression kann jeden treffen. Am häufigsten sind Menschen zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr betroffen. Aktuellen Studien zufolge tritt die Erkrankung aber in vielen Fällen bereits vor dem 30. Lebensjahr auf. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer.

 

Für die Entstehung einer Depression sind vermutlich mehrere Gründe verantwortlich. Neben biologische Faktoren, wie Stoffwechselveränderungen im Gehirn, werden auch eine familiäre Veranlagung sowie belastende Lebenserfahrungen wie Trennungen oder Tod eines nahestehenden Menschen als Ursachen diskutiert.

 

Obwohl die Depression eine Volkskrankheit ist, gilt sie vielfach noch als Tabuthema. So suchen viele Betroffene aus Schamgefühl keinen Arzt auf oder verdrängen die Krankheit. Hinzu kommt, dass sich eine Depression durch zahlreiche, teilweise unspezifische Beschwerden äußern kann. Hierzu zählen psychische Symptome wie gedrückte Stimmung, Antriebsmangel und Interessenlosigkeit, aber auch körperliche Beschwerden wie Schlaflosigkeit, Appetitstörungen oder Schmerzen. Dadurch ist das Leiden oftmals für Hausärzte schwierig zu erkennen und von anderen Erkrankungen abzugrenzen.

 

Wenn im Krankheitsverlauf neben Depressivität auch Phasen mit übersteigerter Aktivität und Distanzlosigkeit auftreten, spricht man von einer bipolaren Störung („manisch-depressive Störung“). Wenn nur depressive, aber keine manischen Phasen auftreten, liegt eine unipolare Depression vor. Viele Depressive plagen sich mit Selbstmordgedanken. Etwa 10 bis 15 Prozent der Patienten mit wiederkehrenden schweren Depressionen sterben durch Suizid. Umso wichtiger sind eine frühzeitige Diagnose und gezielte psychiatrisch-psychotherapeutisch Behandlung. Die Erfolgsaussichten der Therapie haben sich in den letzten Jahren stark verbessert. Inzwischen kann mehr als 80 Prozent der Erkrankten dauerhaft geholfen werden.

 

Diagnostik und Symptome

  • Die Depression wird allgemein in drei Schweregrade eingeteilt.

    Die Herausforderung bei der Diagnostik besteht darin, eine behandlungsbedürftige Depression von vorübergehenden „normalen“ Verstimmungen abzugrenzen. Dies ist mit Hilfe bestimmter Kriterien möglich. Nach dem internationalen Klassifikationssystem ICD-10 liegt eine Depression vor, wenn mindestens zwei der folgenden drei Hauptsymptome vorhanden sind:

    • depressive Stimmung, Niedergeschlagenheit
    • Interessenverlust, Freudlosigkeit
    • Antriebsmangel, erhöhte Ermüdbarkeit

    Zusätzlich können verschiedene weitere psychische und körperliche Beschwerden auftreten. Hierzu zählen:

     

    • Störungen der Konzentration, der Aufmerksamkeit und des Denkvermögens
    • vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
    • Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit
    • negative und pessimistische Zukunftsvorstellungen
    • Schlafstörungen
    • verminderter Appetit
    • Selbsttötungsgedanken oder -handlungen

     

    Die Depression wird allgemein in drei Schweregrade eingeteilt:

     

    Leichte Depression: Bei einer leichten depressiven Episode treten mindestens zwei Hauptsymptome und zwei Zusatzsymptome auf. Die Patienten können noch unter großen Anstrengungen ihren Alltag bewältigen.

     

    Mittelschwere Depression: Sie ist gekennzeichnet durch zwei Hauptsymptome und mindestens drei, höchstens aber vier weitere Symptome. In der Folge ist die Arbeitsfähigkeit stark eingeschränkt. Betroffene pflegen zunehmend weniger soziale Kontakte.

     

    Schwere Depression: In diesem Fall sind alle drei Hauptsymptome und mindestens vier weitere Symptome vorhanden. Zudem bestehen die Beschwerden mindestens über zwei Wochen lang. Bei einer schweren Depression können auch psychotische Symptome wie Halluzinationen oder Wahnvorstellungen auftreten.

     

    Zusätzlich werden verschiedene Verlaufsformen unterschieden:

     

    Depressive Episode: Wenn eine Depression erstmalig oder einmalig auftritt, spricht man von einer leichten, mittelgradigen oder schweren depressiven Episode. Eine Episode kann von einigen Wochen bis zu mehreren Monaten andauern. Bei einem von fünf Betroffenen chronifiziert die Erkrankung. Die Symptome dauern dann länger als zwei Jahre an.

     

    Rezidivierende depressive Störung: Diese Form der Depression ist durch wiederkehrende depressive Episoden gekennzeichnet. Jeder zweite Betroffene erlebt im Laufe seines Lebens zwei oder mehr depressive Episoden Zwischen den Episoden sind die meisten Betroffenen vollständig gesund.

     

    Dysthymie: Bei dieser Form sind die depressiven Symptome weniger stark ausgeprägt, halten aber über mindestens zwei Jahre an.

     

     

Behandlung

  • Für die Behandlung stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung.

    Eine Depression lässt sich dank moderner Behandlungsmethoden in vielen Fällen heilen oder zumindest lindern. Mehr als 50 Prozent der Erkrankungen sind chronisch oder wiederkehrend. Wird die Therapie vorzeitig abgesetzt, erhöht dies die Wahrscheinlichkeit für eine solche Entwicklung. Dementsprechend sollte die Behandlung stets konsequent erfolgen. Diese kann je nach Art und Schwere sowie dem Suizidrisiko ambulant oder stationär erfolgen.

     

    Für die Behandlung stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Eine Psychotherapie, Medikamente oder die Kombination von beiden kommen am häufigsten zum Einsatz:

     

    Medikamente: So genannte Antidepressiva, wie z. B. selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), gleichen den Mangel der körpereigenen Nervenbotenstoffe Serotonin und/oder Noradrenalin aus. Dadurch können sie bei depressiven Patienten die Stimmung aufhellen und den Antrieb normalisieren. Gleichzeitig lindern sie die mit der Erkrankung einhergehenden körperlichen Symptome, wie z. B. Kopf- und Rückenschmerzen, Schlafstörungen oder Magen-Darm-Beschwerden. Bei schweren Episoden schaffen Antidepressiva oft erst die Grundlage für eine psychotherapeutische Behandlung. Die Medikamente entfalten ihre Wirkung meist erst nach mehreren Wochen. Sie müssen häufig auch noch weiter eingenommen werden, wenn sich die Symptome bessern, da es sonst zu einem Rückfall kommen kann. Antidepressiva machen selbst bei längerer Einnahme nicht abhängig. Trotzdem sollten sie nicht ohne ärztliche Begleitung abgesetzt werden. Bei leichteren Beschwerden kommen auch pflanzliche Präparate, wie z. B. Johanniskraut-Extrakt, infrage.

     

    Psychotherapie: Psychotherapeutische Verfahren werden je nach Erkrankungsbild individuell auf den Patienten abgestimmt. Im Mittelpunkt einer Psychotherapie steht das Gespräch zwischen Patient und Psychotherapeut. Dabei lernen Patienten, ihre Gefühle und Gedanken in Worte zu fassen und genauer wahrzunehmen, was in ihnen vorgeht. Dies ist häufig der erste Schritt für eine Veränderung der Art und Weise, wie Betroffene mit sich selbst und anderen umgehen. Psychotherapeuten unterstützen Patienten dabei, alternative Denk- und Verhaltensweisen zu erproben und im realen Leben umzusetzen. Zur Behandlung depressiver Erkrankungen stehen verschiedene psychotherapeutische Verfahren zur Verfügung: Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, Psychoanalyse und Systemische Therapie. Die Verfahren basieren auf unterschiedlichen Behandlungskonzepten, deren Wirksamkeit wissenschaftlich nachgewiesen ist.

     

    Weitere Verfahren und Behandlungsansätze sind Lichttherapie, Wachtherapie (Schlafentzugstherapie), Elektrokonvulsionstherapie, Bewegungs- oder Ergotherapie sowie Künstlerische Therapien.