Jetzt spenden

Bipolare Störung

 

An manchen Tagen könnte man Bäume ausreißen, an anderen Tagen würde man sich im liebsten im Bett verkriechen: Gelegentliche Stimmungsschwankungen kennt wohl jeder. Menschen mit einer bipolaren Störung erleben ein besonders  extremes Auf und Ab ihrer Emotionen. Diese Achterbahn der Gefühle macht ein geregeltes Leben für sie nahezu unmöglich.

 

Bipolare Störungen gehören zu den schweren psychischen Erkrankungen, die durch gegensätzliche (bipolare) Episoden gekennzeichnet sind. Hierbei schwanken Betroffene zwischen grenzenloser Euphorie und totaler Niedergeschlagenheit.

 

Von der psychischen Störung sind in Deutschland etwa eine Million Erwachsene betroffen, wobei Männer und Frauen gleich häufig erkranken. Bei den meisten Patienten tritt die erste Krankheitsepisode um das 18. Lebensjahr herum auf. Allerdings wird das Leiden oft erst viel später erkannt.

 

Wissenschaftler haben bisher noch keine eindeutige Ursache gefunden. Vermutlich spielen bei der Entstehung verschiedene Faktoren eine Rolle. Vieles spricht dafür, dass es sich bei der bipolaren Störung um eine Hirnerkrankung handelt. So deuten Untersuchungen darauf hin, dass bei Betroffenen der Hirn-Stoffwechsel und bestimmte Hirn-Botenstoffe abnormal funktionieren. Zudem kann die Anfälligkeit für die Erkrankung vererbt werden. Nicht zuletzt können äußere Faktoren wie anhaltender Stress oder eine traumatische Erfahrung die Entstehung der Krankheit begünstigen.

 

Das ständige Auf und Ab der Stimmungen kann für Menschen mit einer bipolaren Störung gefährlich sein und auch Folgen für das soziale Umfeld haben. Dank moderner Behandlungsmethoden und einer frühzeitigen geeigneten Therapie lassen sich jedoch die Symptome wirksam bekämpfen und der Verlauf der Erkrankung deutlich bessern.

 

Diagnostik und Symptome

  • Oft ist eine Diagnose erst dann möglich, wenn bereits beide Stimmungsextreme beobachtet wurden.

    Eine bipolare Störung kann bei jedem Patienten anders verlaufen. Wichtig ist daher eine gründliche Untersuchung. Oft ist eine Diagnose erst dann möglich, wenn bereits beide Stimmungsextreme beobachtet wurden. Der Psychiater wird mit dem Patienten ausführliche Gespräche führen, um typische Symptome für eine bipolare Störung zu finden. Eine zusätzliche körperliche Untersuchung dient dazu, andere Erkrankungen mit ähnlichen Anzeichen ausschließen.

     

    Bei einer bipolaren Störung kann die Manie, aber auch die Depression im Vordergrund stehen.

     

    Typische Anzeichen einer manischen Phase sind:

     

    • Der Betroffene fühlt sich voller Energie, obwohl er meist nur 4–5 Stunden schläft
    • Die Stimmung ist gehoben, oftmals aber auch sehr gereizt.
    • Der Betroffene redet wie ein Wasserfall, ist sprunghaft und unkonzentriert
    • Er kennt keine Grenzen, überschätzt sich selbst und zeigt Anzeichen von Größenwahn

     

    Fast immer folgt auf eine manische Phase eine Depression mit manischer Nachschwankung oder als einzelne Episode. Mögliche Symptome einer depressiven Phase sind:

     

    • Die Betroffenen sind energie- und antriebslos, fühlen sich unfähig und wertlos
    • Sie ziehen sich zurück, verlieren ihr Interesse und können sich zu nichts mehr aufraffen
    • Häufig empfinden sie einfach gar nichts
    • Im schlimmsten Fall treten Suizidgedanken auf

     

    Typisch ist, dass Menschen mit einer bipolaren Störung zwischen manischen und depressiven Phasen schwanken, deshalb wurden sie früher auch als manisch-depressiv bezeichnet. Einige Patienten erleben auch Mischzustände, in denen sie sich getrieben und zugleich mutlos und deprimiert fühlen. Zwischen den einzelnen Krankheitsepisoden können mehrere Monate oder Jahre vergehen, in denen der Patient beschwerdefrei lebt. Je nach Art und Schwere der bipolaren Störung unterscheidet man zwischen verschiedene Unterformen.

     

    Häufig kommt es im Verlauf der Krankheit zu massiven Problemen in ihrem Lebensumfeld. Mögliche Folgen sind Partnerschaftsprobleme, Trennung, Verschuldung, Probleme im Job oder Arbeitsplatzverlust. Viele Betroffene plagen auch Schamgefühle und sie geraten zunehmend in die soziale Isolation. Viele Betroffen suchen auch Trost in Alkohol, Drogen oder Medikamenten. Außerdem besteht ein hohes Suizidrisiko: Jeder zweite bis fünfte Betroffene unternimmt im Laufe seines Lebens einen Suizidversuch.

Behandlung

  • Die bipolare Störung ist eine chronische Erkrankung und erfordert daher eine lebenslange Behandlung.

    Je früher Betroffene einen Psychiater aufsuchen, desto besser kann ihnen geholfen werden. Dank moderner Behandlungsmethoden ist es heutzutage möglich, die Symptome wirkungsvoll zu bekämpfen und den Verlauf deutlich zu verbessern. Die bipolare Störung ist eine chronische Erkrankung und erfordert daher eine lebenslange Behandlung.

     

    Bei der Therapie werden meist verschiedene Methoden kombiniert. Ziel ist es, aktuelle Beschwerden zu lindern und zukünftigen Symptomen vorzubeugen. Richtig behandelt können die Patienten ein annährend normales Leben führen.

     

    Medikamentöse Behandlung: Bei einer bipolaren Störung können die Symptome unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Daher sollte die Medikation immer individuell auf den jeweiligen Patienten abgestimmt werden. Infrage kommen hauptsächlich drei Gruppen von Medikamenten: Stimmungsstabilisierer, Antidepressiva und atypische Antipsychotika. Diese Medikamente wirken auf das zentrale Nervensystem und beeinflussen psychische Funktionen. Allerdings dauert es einige Wochen, bis sie ihre volle Wirkung entfalten.

     

    Psychotherapeutische Verfahren: Sie stellen meist eine wirkungsvolle Ergänzung zur medikamentösen Therapie dar. Hierdurch lernt der Betroffene, mit seiner Erkrankung umzugehen, den Alltag und belastende Ereignisse leichter zu bewältigen sowie seine zwischenmenschlichen Beziehungen zu verbessern. Je nach Patient und Krankheitsbild eignen sich bei bipolaren Erkrankungen verschiedene psychotherapeutische Verfahren. Als besonders wirksam haben sich die kognitive Verhaltenstherapie, Familientherapien und die soziale Rhythmustherapie erwiesen.