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Demenz

 

Es ist vollkommen natürlich, dass unsere geistige Leistungsfähigkeit im Laufe der Jahre abnimmt. Doch nicht jeder ältere Mensch erkrankt automatisch auch an einer Demenz. Von einer Demenz spricht man dann, wenn der anhaltende oder zunehmende Gedächtnisverlust so stark ist, dass er das alltägliche Leben beeinträchtigt. Neben dem Abbau der Gehirnfunktionen können auch Persönlichkeitsveränderungen und plötzliche Gemütsschwankungen auftreten.

 

Insgesamt gibt es mehr als 50 Demenzformen mit unterschiedlichen Ursachen, wobei die Alzheimer-Demenz die häufigste Form ist. In den meisten Fällen wird die Hirnleistungsstörung durch Krankheiten des Gehirns hervorgerufen, bei denen Nervenzellen (Neuronen) allmählich verloren gehen. Sind solche hirnorganische Ursachen der Grund, spricht man auch von einer primären Demenz. Eine sekundäre Demenz liegt dann vor, wenn die Demenz Folge einer anderen Grunderkrankung ist.

 

Eine primäre Demenz ist bislang nicht heilbar. Eine sekundäre Demenz lässt sich teilweise heilen, wenn die Grunderkrankung rechtzeitig und konsequent behandelt wird. Für die Behandlung stehen heutzutage wenige, aber wirksame Präparate zur Verfügung. Mit ihrer Hilfe gelingt es in vielen Fällen, die Symptome zu lindern und das Fortschreiten der Erkrankung zu bremsen. Eine ebenso wichtige Rolle spielen nicht-medikamentöse Maßnahmen. Ihr Ziel ist es, die Fähigkeiten des Patienten zu fördern und dessen Lebensqualität zu erhalten.

 

Eine Demenz verändert nicht nur den Patienten selbst, sondern kann auch für die Angehörigen sehr belastend sein. Das gilt insbesondere dann, wenn der Erkrankte Veränderungen im Erleben und Verhalten zeigt und vertrauten Personen gegenüber abweisend und aggressiv reagiert. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Familie stets mit in die Therapie einzubeziehen und diese über das Krankheitsbild und dessen Auswirkungen umfassend zu informieren. Wichtig ist nicht zuletzt, dass pflegende Angehörige sich rechtzeitig Hilfe und Unterstützung holen.

 

Diagnostik und Symptome

  • Man unterscheidet verschiedene Demenzformen mit unterschiedlichen Ursachen.

    Dementsprechend variieren auch die Symptome. Allgemein gilt jedoch: Betroffene sollten den Hausarzt oder einen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie oder Neurologie aufsuchen, wenn sie feststellen, dass sie zunehmend vergesslich werden oder sich ihre Denkleistung stark verringert. Eine frühzeitige und korrekte Diagnose dient nicht nur dazu, andere Ursachen, wie z. B. Depressionen oder organische Erkrankungen, auszuschließen. Sie ist auch entscheidend für den Behandlungserfolg.

    Hier einige der häufigsten Demenzformen und ihre Merkmale:

     

    Alzheimer-Demenz: Sie ist mit circa 60 Prozent die häufigste Ursache aller Demenzen. Bei dieser unheilbaren Störung des Gehirns kommt es zu Veränderungen im Großhirn und einem Verlust an Hirngewebe. Im Anfangsstadium funktioniert die Kommunikation zwischen den Nervenzellen durch die Kontaktstellen (Synapsen) nicht mehr richtig. Später sterben ganze Nervenzellen ab. Dadurch nimmt die anfängliche leichte Vergesslichkeit im Laufe weniger Jahre so stark zu, dass Betroffene selbst Familienangehörige nicht mehr erkennen oder sich zunehmend in ihrem Wesen verändern.

     

    Vaskuläre (gefäßbedingte) Demenz: Sie betrifft etwa 10–15 Prozent aller Demenzen. Die Hauptursache sind Durchblutungsstörungen im Gehirn und eine damit verbundene Schädigung der Gefäße. In der Folge wird das Gewebe des Gehirns zerstört. Gefährdet sind vor allem Menschen mit Arteriosklerose („Gefäßverkalkung“), Bluthochdruck, Schlaganfall und Diabetes mellitus. Daher sollten diese Grunderkrankungen stets konsequent behandelt werden. Die Symptome ähneln denen einer Alzheimer-Demenz im Anfangsstadium, können jedoch früher und heftiger einsetzen. Es gibt Mischformen der vaskulären und der Alzheimer-Demenz.

     

    Lewy-Körperchen-Demenz: Bei der Demenz mit Lewy-Körperchen sind neben den Alzheimer-Plaques und Neurofibrillen weitere Eiweißablagerungen, sogenannte Lewy-Körperchen, in den Nervenzellen der Großhirnrinde nachweisbar. Ein typisches Anzeichen dieser mit ebenfalls 10–15 Prozent häufigen Demenzform sind Halluzinationen. Diese treten meist häufiger und früher auf als bei Alzheimer-Krankheit. Dagegen bleibt das Gedächtnis oftmals länger erhalten. Außerdem können leichte Parkinson-Symptome wie Zittern der Hände oder Steifigkeit der Bewegungen auftreten. Männer sind von dieser Demenzform häufiger betroffen als Frauen.

     

    Fronto-temporale Demenz: Die Fronto-temporale Demenz betrifft im Vergleich zu anderen Demenzformen eher jüngere Patienten um das 50. Lebensjahr. Ursache ist eine Schrumpfung des Stirnlappens beziehungsweise der Schläfenlappen. Bei den Symptomen stehen vor allem eine Wesensänderung und eine Störung der Verarbeitung von Emotionen im Vordergrund. Bei manchen Patienten kann es auch zu einem allmählichen Verlust der Sprache (Aphasie) kommen.

     

    Es gibt zahlreiche weitere Ursachen für eine Demenz. Hierzu gehören neurologische Erkrankungen wie die Chronische Traumatische Enzephalopathie, die Creutzfeldt-Jakob Krankheit, Stoffwechselerkrankungen, Schilddrüsenunterfunktion, Hirntumore, entzündliche Erkrankungen des Nervensystems (z. B. Multiple Sklerose oder AIDS), Infektionen des Gehirns oder Schädel-Hirn-Verletzungen. Auch Vergiftungen infolge von Medikamenten- und Alkoholmissbrauch sowie Vitaminmangelzustände können in seltenen Fällen eine Demenz auslösen.

     

Behandlung

  • Demenzerkrankungen sind derzeit noch nicht heilbar.

    Demenzerkrankungen sind – abgesehen von einigen anderen, meist außerhalb des Gehirns angesiedelten Grunderkrankungen – derzeit noch nicht heilbar. Dementsprechend konzentriert sich die Behandlung darauf, die Lebensqualität der Patienten und ihrer Angehörigen zu verbessern. Inzwischen gelten medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapien als gleichwertige Behandlungsmaßnahmen, die sich auch gegenseitig ergänzen.

     

    Medikamente: Die medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten eines demenziellen Syndroms richten sich nach der zugrundeliegenden Demenzform. Zur Linderung von Begleitsymptomen einer Demenzerkrankung wie Unruhe, Halluzinationen, Depressivität oder Schlafstörungen können bestimmte Antidepressiva und Antipsychotika eingesetzt werden.

     

    Nicht-medikamentöse Maßnahmen: Eine wichtige Bedeutung in der Therapie der Demenz haben psychosoziale Interventionen. So kann insbesondere im Anfangsstadium der Erkrankung eine Psychotherapie sinnvoll sein, um die Diagnose leichter zu bewältigen. Weitere nicht-medikamentöse Therapiebausteine sind eine alltagsnahe kognitive Stimulation, eine individuell angepasste Ergotherapie und gezielte körperliche Aktivitäten. Diese Maßnahmen sollten nach Möglichkeit im häuslichen Umfeld des Patienten durchgeführt werden. Ziel ist es, die Lebensqualität, Fähigkeiten und positive Gefühle der Demenzkranken zu fördern und gleichzeitig die Pflegenden zu entlasten. Zusätzlich sinnvoll sind intensive Angehörigentrainings, um Belastungsfolgen wie Depressionen oder Burnout bei Familienangehörigen zu vermeiden. Gleichzeitig lassen sich dank entsprechender Trainings Heimeinweisungen länger vermeiden. Das Wohlbefinden der Patienten hängt nicht zuletzt davon ab, wie sich die Umwelt auf ihre Beeinträchtigung einstellt. Mit Hilfe einer Milieutherapie werden die äußeren Umstände an die Erlebenswelt der Demenzkranken angepasst.