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Alzheimer-Demenz

Jeder vergisst mal etwas. Bei der Alzheimer-Krankheit – auch Alzheimer-Demenz oder Morbus Alzheimer genannt – geht dies weit über das alterstypische normale Maß hinaus: Die langsam fortschreitende Hirnerkrankung bewirkt einen zunehmenden Verfall der geistigen Fähigkeiten. In der Folge nimmt die anfängliche leichte Vergesslichkeit im Laufe weniger Jahre so stark zu, dass Betroffene selbst Familienangehörige nicht mehr erkennen oder alltägliche, einfache Dinge kaum noch ausführen können. Durch Wesensveränderungen erscheinen die Patienten ihren Angehörigen zunehmend fremd.

 

Die Alzheimer-Demenz – benannt nach dem deutschen Nervenarzt Alois Alzheimer (1864–1915) – ist die häufigste Form der Demenz. Von den über eine Million Demenz-Kranken in Deutschland leiden etwa 60 Prozent an einer reinen Alzheimer-Demenz. Bei weiteren 20 Prozent liegt eine Mischform mit anderen Demenzformen vor. Vermutlich ist die tatsächliche Zahl der Betroffenen deutlich höher. So schieben viele Menschen erste Anzeichen einer Demenz auf das Alter und scheuen sich, aus Angst vor der Diagnose „Alzheimer”, frühzeitig einen Arzt aufzusuchen. Die Erkrankungs-Wahrscheinlichkeit steigt mit dem Lebensalter. In seltenen Fällen kann die Hirnleistungsstörung auch vor dem 65. Lebensjahr auftreten. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.

 

Morbus Alzheimer ist eine Störung des Gehirns, bei der es zu Veränderungen im Großhirn und einem Verlust an Hirngewebe kommt. Unser Gehirn besteht aus über 100 Milliarden Nervenzellen (Neuronen), die über Kontaktstellen (Synapsen) miteinander verbunden sind. Eine Alzheimer-Erkrankung beginnt meist damit, dass die Kommunikation zwischen den Nervenzellen durch die Synapsen nicht mehr richtig funktioniert. Später sterben ganze Nervenzellen ab. Dadurch kommt es zu einem fortschreitenden Abbau der geistigen Fähigkeiten.

 

Was genau die Veränderungen auslöst, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Als gesichert gilt, dass hierbei zwei Eiweißablagerungen, die Beta-Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen, eine wichtige Rolle spielen. Auch zunehmendes Alter sowie erbliche und genetische Faktoren begünstigen die Erkrankung. Als Risikofaktoren gelten zudem Bluthochdruck, ein erhöhter Cholesterin-Spiegel, Gefäßveränderungen sowie ein schlecht eingestellter Blutzucker bei Diabetes.

 

Eine Alzheimer-Demenz ist bis heute nicht heilbar. Mit Hilfe einer medikamentösen Therapie und nicht-medikamentösen Verfahren ist es jedoch möglich, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Wichtig ist nicht zuletzt eine umfassende Aufklärung der Angehörigen über das Krankheitsbild und die Auswirkungen, um Wege aufzuzeigen, wie die Lebensqualität der Erkrankten und ihrer Familie verbessert werden kann.

Diagnostik und Symptome

  • Die Veränderungen im Gehirn laufen anfangs fast unbemerkt ab.

    Daher ist es oft schwierig, eine beginnende Alzheimer-Demenz zu erkennen oder von einem normalen altersbedingten Abbau der geistigen Fähigkeiten zu unterscheiden. Häufig sind es die Angehörigen, denen Veränderungen im Wesen oder Verhalten des Patienten auffallen. Wichtig ist, bei Verdacht auf eine Alzheimer-Demenz frühzeitig einen Neurologen bzw. Psychiater oder eine Gedächtnissprechstunde aufzusuchen. Zu den möglichen Frühanzeichen zählen:

     

    Unaufmerksamkeit: Betroffene stellen oft die gleichen Fragen oder haben Wortfindungsstörungen.

     

    Vergesslichkeit: Gegenstände werden verlegt oder Namen von bekannten Gesichtern vergessen.

     

    Konzentrationsstörungen: Komplexe Aufgaben, wie das Ausfüllen eines Formulars oder Lösen eines Kreuzworträtsels, fallen zunehmend schwer.

     

    Eingeschränktes Urteilsvermögen: Patienten tragen beispielsweise Kleidung, die nicht zur Jahreszeit oder der Temperatur passt.

     

    Verhaltensauffälligkeiten:  Bislang friedliebende Menschen werden selbst vertrauten Personen gegenüber plötzlich streitsüchtig oder aggressiv.

     

    Unruhe: Betroffene zeigen mitunter eine ungewohnte Unruhe. Zudem kann der Schlaf-Wach-Rhythmus gestört sein.

     

    Sozialer Rückzug: Viele Patienten ziehen sich aus ihrem Freundes- und Bekanntenkreis zurück und/oder verlieren das Interesse an Aktivitäten und Hobbys.

    Fallen anfangs nur eine leichte Vergesslichkeit und Wesensveränderungen auf, können sich die Symptome im Laufe einiger Jahre derart verschlimmern, dass der Betroffene seine Wünsche nicht mehr äußern und sich nichts mehr merken kann. Manche Betroffene erkennen selbst die eigene Familie oder vertraute Personen nicht mehr. Im Verlauf der Erkrankung büßen Alzheimer-Patienten durch den geistigen Abbau immer mehr an Selbstständigkeit ein und werden zunehmend pflegebedürftig.

Behandlung

  • Die Alzheimer-Demenz ist bislang nicht heilbar.

    Allerdings ist es möglich, durch eine frühzeitige und gezielte Behandlung die fortschreitende Verschlechterung der geistigen Fähigkeiten zu verzögern, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern und die pflegenden Angehörigen zu entlasten. Dabei kommen gleichermaßen Medikamente und begleitende Verfahren zum Einsatz:

     

    Medikamente: Sie werden eingesetzt, um die Gedächtnisleistung möglichst lange zu erhalten und deren Begleiterscheinungen zu mildern. Sogenannte (Acetyl)Cholinesterasehemmer blockieren ein Enzym, das für den Abbau des wichtigen Nervenbotenstoffs Acetylcholins im Gehirn zuständig ist. Bei gravierenden Verhaltensauffälligkeiten wie starker Aggressivität, die sich mit anderen Maßnahmen nicht in den Griff bekommen lassen, kommt das Neuroleptikum Risperidon infrage. Stimmungsaufhellende Mittel wie Serotonin-Wiederaufnahmehemmer wirken gegen Depressionen, Angstsymptome und Antriebsminderung.

     

    Milieutherapie: Hierzu gehören unter anderem eine überschaubare Gestaltung der Räume (Möbel, Farben, Beleuchtung) sowie ein geregelter Tagesablauf. Ziel ist es, das Wohlbefinden und die Alltagskompetenz des Patienten zu fördern.

     

    Verhaltenstherapie: Sie hilft dem Patienten, mit seinen geistigen und körperlichen Leistungseinbußen besser umzugehen und seine noch vorhandenen Fähigkeiten wahrzunehmen. Dadurch kann der Erkrankte Angst, Wut oder Depressionen leichter bewältigen.

     

    Angehörigenarbeit: Hierbei lernt die Familie, Krankheitsanzeichen zu deuten, anzuerkennen und besser mit den Auswirkungen zurechtzukommen. Sie beinhaltet auch Strategien zum Selbstmanagement und zur Lösung von Konfliktsituationen im Umgang mit dem Patienten.

     

    Ergotherapie: Im Rahmen einer Ergotherapie trainieren Alzheimer-Patienten ihre Alltagsfähigkeiten. Dadurch ist es möglich, das Orientierungsvermögen und die Selbstständigkeit zu erhalten oder sogar zu verbessern.

     

    Kognitive Aktivierungsprogramme: Sie regen die Denk- und Lernfähigkeit mit Hilfe von Gedächtnis- und Aufmerksamkeitstrainings an. Dazu zählen spielerische Übungen, häufig kombiniert mit Bewegung, aber auch Anregungen zur Aktivierung von Erinnerungen aus der Lebensgeschichte der Betroffenen, z. B. in Gruppengesprächen. Neben der geistigen Anregung können diese Interventionen auch die Stimmung verbessern.