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Schlafstörungen

 

Man kann abends nicht einschlafen, wacht mitten in der Nacht auf oder wird lange vor dem Wecker-Klingeln wach: Jeder schläft mal schlecht. Kritisch wird es jedoch dann, wenn die Nachtruhe über einen Zeitraum von mindestens vier Wochen mindestens dreimal pro Woche gestört ist. In diesem Fall kann eine Schlafstörung vorliegen.

 

Mediziner unterscheiden „organische“ (auf körperlichen Ursachen begründete) von „nichtorganischen“ (primär psychisch verursachte) Schlafstörungen bzw. Insomnien. Denn Schlafstörungen können verschiedene Ursachen haben: Neben Stress, einer mangelnden Schlafhygiene, Schichtarbeit oder Umweltfaktoren wie Licht, Lärm und Temperatur können sie Symptom zahlreicher anderer gesundheitlicher Beschwerden und Erkrankungen sein. Hierzu zählen psychiatrische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, Demenz oder Süchte, aber auch neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Morbus Parkinson, Epilepsien, Gehirntumore und Schlaganfälle. Nächtliche Atmungsstörungen, das „Restless-Legs-Syndrom“ und die Einnahme bestimmter Medikamente gehen ebenfalls häufig mit Schlafstörungen einher.

 

Nichtorganische Schlafstörungen gehören zu den häufigsten gesundheitlichen Problemen: Mindestens 10 Prozent der Bevölkerung sind hiervon betroffen, über die Hälfte der Menschen sind zumindest zeitweise davon betroffen.

 

Bezüglich der Schlafdauer gelten für Erwachsene allgemein sieben bis acht Stunden als guter Richtwert. Das Schlafbedürfnis ist jedoch individuell verschieden. Ob eine Schlafstörung behandlungsbedürftig ist, hängt daher nicht von der Schlafdauer, sondern vom Gemütszustand am Tag ab. Ist der Schlaf dauerhaft schlecht oder gestört, kann dies die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit stark einschränken und sogar psychiatrische Erkrankungen wie Depressionen nach sich ziehen. Schlafstörungen können zudem den Stoffwechsel und das Immunsystem negativ beeinflussen.

 

Umso wichtiger ist es, Schlafstörungen rechtzeitig auf den Grund zu gehen. Wird die Primärerkrankung ausreichend behandelt, bessern sich zumeist auch die Schlafprobleme. In vielen Fällen kann eine Psychotherapie und im Einzelfall auch eine medikamentöse Behandlung helfen. Darüber hinaus können Betroffene selbst viel für eine erholsame Nachtruhe tun. Eine wichtige Rolle dabei spielt die Schlafhygiene.

 

Diagnostik und Symptome

  • Ein Schlaftagebuch hilft, schlafstörende Verhaltensmuster zu erkennen.

    Je nach Krankheitsbild können sich Schlafstörungen durch verschiedene Symptome bemerkbar machen:

     

    • Betroffene haben Schwierigkeiten, trotz Müdigkeit, abends einzuschlafen.
    • Sie wachen nachts mehrmals ohne erkennbaren Grund auf und können schwer oder gar nicht wieder einschlafen.
    • Mitunter treten nächtliche Unruhe, Schwitzen und Alpträume auf.
    • Durch den fehlenden oder schlechten Schlaf fühlen sich Betroffene am nächsten Morgen „wie gerädert“, klagen über Müdigkeit, Erschöpfung, Nervosität, Konzentrationsmangel und eingeschränkte Leistungsfähigkeit.

     

    Darüber hinaus können zahlreiche zusätzliche Symptome auftreten, die auf eine Schlafstörung hindeuten:

    • Schnarcht der Betroffene, kann dies Hinweis auf eine nächtliche Atemstörung sein.
    • Bewegungsdrang und Missempfindungen in den Beinen können mit einem Restless-Legs-Syndrom im Zusammenhang stehen.
    • Auf Dauer können sich Schlafstörungen durch Stimmungsschwankungen oder eine gedrückte Stimmungslage bemerkbar machen.

     

    Im Rahmen der Diagnostik wird der Arzt zunächst eine genaue Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) vornehmen. Dabei wird er auch nach dem Schlafverhalten und den Lebensumständen des Patienten fragen. Ein Schlaftagebuch hilft, schlafstörende Verhaltensmuster zu erkennen. Wichtig ist zudem, ob eine körperliche und psychische Grunderkrankung als mögliche Ursache der Schlafstörung (sekundäre Schlafstörung) Vorliegt, oder ob es sich um eine reine (primäre) Schlafstörung handelt.

     

    Mit Hilfe eines sogenannten Aktometers am Handgelenk ist es möglich, die Bewegungsaktivität über mehrere Wochen zu erfassen und Aussagen über die ungefähre Dauer und Regelmäßigkeit des Schlafes zu erhalten. Bei Verdacht auf eine nächtliche Atemstörung kann mithilfe eines speziellen Messgeräts ein sogenanntes Apnoe-Screening durchgeführt werden. Bei schwerwiegenden und länger anhaltenden Schlafstörungen ist eine Untersuchung im Schlaflabor sinnvoll.

     

Behandlung

  • Bei Schlafstörungen gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die sich nach der jeweiligen Ursache richten.

    So muss im Falle einer organischen Erkrankung zuerst diese behandelt werden. Bei einer nichtorganischen Schlafstörung basiert die Therapie im Wesentlichen auf folgenden zwei Bausteinen:

     

    Psychotherapie: Eine kognitive Verhaltenstherapie ist eine wirksame Möglichkeit, eine primäre Insomnie oder eine hartnäckige Schlafstörung im Rahmen psychiatrischer Erkrankungen langfristig in den Griff zu bekommen. Die Therapie erfolgt üblicherweise ambulant und wird oft in kleinen Gruppen von vier bis acht Patienten durchgeführt. In den zumeist wöchentlichen Sitzungen geht es neben der Vermittlung von Wissen über den Schlaf darum, schlafbezogene Probleme zu erkennen und ein gesundes Schlafverhalten (wieder) zu erlernen.

     

    Medikamentöse Behandlung: Als Sofort-Maßnahme kann die Einnahme eines Schlafmittels unter ärztlicher Aufsicht unter Umständen sinnvoll sein. Bei Schlafstörungen im Rahmen von Depressionen und Angsterkrankungen kann die Gabe eines spezifischen Medikaments in vielen Fällen auch die Schlafstörung bessern oder sogar beseitigen. Grundsätzlich sollten Medikamente jedoch nur vorsichtig eingesetzt werden: Schlafmittel (Hypnotika) wie Benzodiazepine und sogenannte Z-Substanzen wie Zopiclon, Zaleplon oder Zolpidem können starke Nebenwirkungen haben und besitzen Abhängigkeitspotenzial. Sie sollten daher nur kurzzeitig und unter ärztlicher Kontrolle zum Einsatz kommen. Unbedenklich sind dagegen pflanzliche Präparate wie Baldrian, die jedoch eine begrenzte Wirksamkeit haben.

     

    Darüber hinaus können auch Patienten selbst viel für einen besseren und erholsameren Schlaf tun. Zu den wichtigsten Maßnahmen einer Schlafhygiene zählen:

     

    • regelmäßige Bettgehzeiten (auch am Wochenende)
    • Verzicht auf Alkohol und koffeinhaltige Getränke wie Kaffee, Schwarztee, Cola sowie üppige Speisen am Abend
    • ein ruhiges, abgedunkeltes, angenehm temperiertes Schlafzimmer (15-18 Grad Celsius)
    • ein beruhigendes „Zu-Bett-Geh-Ritual” – etwa in Form von Entspannungsübungen, einem warmen Bad oder leichter Lektüre
    • keine Nutzung von Geräten mit hohem Blaulichtanteil wie Smartphones oder Tablet-PCs direkt vor dem Schlafengehen
    • Meiden von langen Mittagsschläfchen oder Nickerchen am Nachmittag, um den Schlafdruck am Abend zu erhöhen