Jetzt spenden

Anpassungsstörungen

Jobverlust, eine Trennung oder der Tod eines nahen Angehörigen: Menschen erleben im Laufe ihres Lebens belastende Situationen, mit denen sie auf unterschiedliche Art und Weise umgehen. Während manche Personen ein einmaliges oder fortbestehendes belastendes Ereignis psychisch unbeschadet überstehen, entwickeln andere nach einem vergleichbaren Schicksalsschlag eine psychische Störung.

 

Starke Gefühle wie Ärger, Trauer, Betroffenheit oder Hilflosigkeit sind normale und angemessene Reaktionen auf eine solche Belastung. Von einer Anpassungsstörung spricht man dann, wenn Betroffene es nicht schaffen, sich adäquat an die neue Lebenssituation anzupassen. In der Folge kann es zu negativen Veränderungen des Gemütszustandes (affektiven Symptomen) oder Störungen des Sozialverhaltens (zwischenmenschlich) kommen.

 

Die Auslöser für eine Anpassungsstörung können sehr vielfältig sein: familiäre oder berufliche Probleme, finanzielle Schwierigkeiten, Erkrankungen, Krankheits- oder Todesfälle in der Familie, aber auch die Geburt eines Kindes sowie ein Umzug. Wichtig zu wissen: Ob und inwieweit jemand eine Anpassungsstörung entwickelt, hängt nicht von der objektiven Härte des Ereignisses ab. Entscheidend sind vielmehr das subjektive Empfinden des Ereignisses, die individuelle Belastbarkeit sowie die Bewältigungsfähigkeiten des Betroffenen.

 

Das Gefühl der Bedrängnis und emotionaler Beeinträchtigung, die Einschränkungen der sozialen Beziehungen und der Leistungsfähigkeit können einen hohen Leidensdruck für die Erkrankten bedeuten. Glücklicherweise gibt es wirksame Therapiemöglichkeiten, die den Patienten helfen, die Belastungen abzubauen oder zumindest zu lernen besser damit umzugehen.

Diagnostik und Symptome

  • Eine Anpassungsstörung tritt in der Regel innerhalb eines Monats nach dem auslösenden Ereignis auf.

    Sie kann sich in unterschiedlichen psychischen Symptomen äußern. Häufige psychische Auffälligkeiten sind:

    • Angst und Sorge
    • Depressive Stimmung
    • Ärger und Verbitterung
    • Verzweiflung
    • emotionale Verwirrtheit
    • Gefühle von Isolation, Bedrängnis, Traurigkeit und Überforderung

     

    Zusätzlich können körperliche Beschwerden auftreten. Hierzu zählen zum Beispiel:

    • Muskelverspannungen
    • Verdauungsbeschwerden

     

    Oft sind auch das Sozialverhalten und die Leistungsfähigkeit der Patienten eingeschränkt. Dies äußert sich etwa durch:

    • Stimmungseinbruch und Aggressivität
    • Desinteresse und sozialer Rückzug
    • Konzentrationsschwierigkeiten
    • Verlust an Lebensfreude

     

    Für die Diagnostik wird der Arzt in einem Gespräch mit dem Patienten die Symptome erfragen. Wichtig ist auch die Frage, ob der Betroffene noch in der Lage ist, seine Alltagsaufgaben zu bewältigen. Darüber hinaus macht sich der Arzt ein Bild von der Persönlichkeit des Betroffenen. So kann er einschätzen, welche Ressourcen er zur Bewältigung der Krise hat.

     

    Wichtig ist zudem, eine mögliche Anpassungsstörung von anderen psychischen Erkrankungen, insbesondere einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), Depression oder Angststörung, abzugrenzen. Auch gilt es, körperliche und hirnorganische Erkrankungen, wie z. B. eine Demenz, abzuklären.

Behandlung

  • Je nach Ausprägung und Schweregrad stehen verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Verfügung.

    Je nach Ausprägung und Schweregrad der Anpassungsstörung stehen dem Psychiater und Psychotherapeuten verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Diese werden jeweils individuell auf den Patienten abgestimmt.

     

    Psychotherapeutische Verfahren: In leichteren Fällen ist bereits die soziale Unterstützung durch die Familie oder Freunde hilfreich. In schwereren Fällen ist eine psychotherapeutische Behandlung sinnvoll. Hierin geht es zunächst darum, den emotionalen Druck, unter dem der Patient steht, abzubauen. Der Erkrankte erlernt neue Strategien zur Problembewältigung. Die Therapie zielt auch darauf ab, das Selbstwertgefühl und die Motivation des Betroffenen zu stärken, sodass er wieder handlungsfähig wird.

     

    Medikamentöse Behandlung: Bei sehr hohem Leidensdruck kann der Arzt kurzzeitig Medikamente verordnen, die dabei helfen, Ängste, Spannungen und depressive Verstimmungen zu lindern. Infrage kommen Schlafmittel, Antidepressiva wie selektive Serotoninwiederaufnahme-Hemmer (SSRI) oder Johanniskraut-Extrakt, in Einzelfällen auch Beruhigungsmittel aus der Gruppe der Benzodiazepine. Sie besitzen jedoch ein hohes Abhängigkeitspotenzial und sollten daher nur kurzzeitig in sehr niedriger Dosierung zum Einsatz kommen.