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ADHS

 

Im Rahmen der normalen Entwicklung können immer mal wieder Verhaltensprobleme auftreten. Von ADHS spricht man dann, wenn Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwächen, Impulsivität oder Unruhe so stark ausgeprägt sind, dass sie wichtige Lebensbereiche wie Familie oder Schule sowie den Umgang mit anderen Menschen deutlich beeinträchtigen.

 

Die Abkürzung ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS). ADS bezeichnet ein Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom ohne Hyperaktivität. Ein Synonym für ADHS ist die Hyperkinetische Störung (HKS). Umgangssprachlich wird ADHS auch „Zappelphilipp-Syndrom“ nach dem Struwwelpeter aus dem gleichnamigen Kinderbuch genannt. Entgegen weit verbreiteter Meinung ist ADHS keine Erkrankung, die ausschließlich Kinder und Jugendliche betrifft: Bei einigen Betroffenen dauern die Verhaltensprobleme bis ins Erwachsenenalter an.

 

Die genauen Ursachen sind nicht eindeutig geklärt. Vermutlich sind an der Entstehung der Verhaltensstörung mehrere Faktoren beteiligt. Als wichtiger Grund gelten Veränderungen in der Funktionsweise des Gehirns. So sind bei ADHS-Patienten bestimmte Regelkreise gestört, die beim Ordnen der Gedanken, Steuern von Motivation, Aufmerksamkeit und Aktivität eine wichtige Rolle spielen. Dadurch herrscht bei Betroffenen regelrecht Chaos im Kopf.

 

ADHS ist keine Modekrankheit, sondern eine Verhaltensstörung mit teilweise ernsthaften Folgen für das Leben der Betroffenen. Dank verbesserter Diagnoseverfahren und eines größeren Bewusstseins bei Ärzten und in der Bevölkerung wird ADHS immer häufiger diagnostiziert. Eine multimodale Therapie, bestehend aus Beratung, Eltern- und Lehrertraining, Verhaltenstherapie und Medikamenten, ermöglicht es den Patienten, ein weitgehend normales Leben zu führen.

 

Diagnostik und Symptome

  • Wichtig ist eine umfassende und gründliche Diagnostik durch einen Psychiater oder Psychotherapeuten.

    Bei Kindern und Jugendlichen sollte der Verdacht auf eine ADHS von einem Kinder- und Jugendpsychiater oder einem erfahrenen Kinder- und Jugendarzt gründlich abgeklärt werden. Verschiedene Tests, Untersuchungen und Fragebögen helfen, ADHS zu diagnostizieren und die Verhaltensstörung von anderen Erkrankungen und Auffälligkeiten abzugrenzen.

     

    ADHS zählt zu den häufigsten psychiatrischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen. Studien und Schätzungen zufolge liegt der Anteil 6- bis 18-jähriger ADHS-Patienten weltweit und in Deutschland bei etwa 5 Prozent. Das sind hierzulande etwa 500.000 Kinder und Jugendliche. Jungen sind 2- bis 4-mal häufiger betroffen als Mädchen. Allerdings vermuten Experten bei Mädchen eine hohe Dunkelziffer, da bei ihnen häufig Anzeichen für einen vermehrten Bewegungsdrang (Hyperaktivität) fehlen und die Störung dadurch häufig übersehen wird. In der erwachsenen Bevölkerung leiden etwa zwei bis drei Prozent an ADHS.

     

    Von einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung spricht man dann, wenn die Verhaltensauffälligkeiten mindestens über einen Zeitraum von sechs Monaten bestehen. Gemäß dem internationalen Klassifikationssystem (International Classification of Diseases, ICD-10) müssen drei Hauptsymptome in mindestens zwei Lebensbereichen in ausgeprägter Form auftreten, wobei diese bei jedem Patienten unterschiedlich in Erscheinung treten können:

     

    Unaufmerksamkeit: Kinder und Jugendliche mit ADHS sind leicht ablenkbar, können sich schlecht konzentrieren, brechen Tätigkeiten vorzeitig ab oder begehen Flüchtigkeitsfehler. Besonders schwer fallen ihnen vorgegebene (Schul-) Aufgaben oder das Einhalten von Regeln. Oft sind sie auch vergesslich oder verlieren Gegenstände.

     

    Hyperaktivität: Sie liegt dann vor, wenn Betroffene einen starken Bewegungsdrang mit motorischer Unruhe verspüren. Dann kann sich beispielsweise dadurch äußern, dass die Kinder und Jugendlichen ständig auf einem Stuhl hin und her rutschen oder zwischendurch einfach aufstehen und herumlaufen müssen. Bei Jugendlichen lässt die motorische Unruhe in vielen Fällen deutlich nach.

     

    Impulsivität: Bei einer mangelnden Impulskontrolle handeln die Patienten häufig unkontrolliert und spontan, ohne nachzudenken. Die Ungeduld kann sich dadurch äußern, dass sie in einem Gespräch dazwischenreden und nicht abwarten können, bis sie an der Reihe sind. Betroffene reden meist auch sehr viel und wechseln oft das Thema.

     

    Auch bei betroffenen Erwachsenen werden die beschriebenen Symptome für die Diagnostik zugrunde gelegt. Häufig sind sie innerlich unruhig und haben große Schwierigkeiten, strukturiert an ihre Aufgaben heranzugehen. Mitunter fehlen bei ihnen jedoch typische Symptome, die bei Kindern und Jugendlichen auftreten. Ein Grund dafür ist, dass viele erwachsene ADHS-Patienten im Laufe der Jahre Strategien entwickelt haben, mit ihren Problemen besser zurechtzukommen. Oft gehen Aufmerksamkeitsstörungen aber auch auf Ängste oder Depressionen zurück. Umso wichtiger ist daher auch bei Erwachsenen bei Verdacht auf eine Aufmerksamkeitsstörung eine umfassende und gründliche Diagnostik durch einen Psychiater oder Psychotherapeuten.

Behandlung

  • Die Verhaltensauffälligkeiten einer ADHS lassen sich dank verschiedener Therapiemöglichkeiten in vielen Fällen gut behandeln.

    Zu berücksichtigen ist, dass die Symptome bei jedem Patienten unterschiedlich ausgeprägt sind, sodass eine individuelle Behandlung Grundlage für den Therapieerfolg ist. Oberstes Ziel ist eine Verbesserung der Lebensqualität für den Betroffenen und alle Beteiligten. Die Behandlung besteht im Rahmen einer multimodalen Therapie aus verschiedenen Bausteinen. Hierzu zählen:

     

    Beratung: Sie bildet die Grundlage der Therapie. Dabei erhalten die Patienten, Eltern sowie Erzieher und Lehrkräfte umfassende Informationen über das Krankheitsbild und seine Ausprägungen mit dem Ziel, besser mit der Verhaltensstörung umzugehen. Ab dem Schulalter werden Kinder mit ADHS altersgemäß über die Entstehung der Störung, die Symptome, den Verlauf und Therapiemöglichkeiten informiert.

     

    Eltern-, Erzieher- oder Lehrertraining: Einzel- und Gruppentrainings dienen dazu, betroffene Kinder und Jugendliche besser zu verstehen und ihnen zu helfen. Solche Interventionen sind besonders dann wichtig, wenn das Kind bzw. der Jugendliche zu Hause, im Kindergarten oder in der Schule aggressive Symptome zeigt.

     

    Verhaltenstherapie: Hierbei können Kinder, Jugendliche und Erwachsene Techniken erlernen, um ihr Verhalten selbst zu steuern und im besten Fall zu verändern (Selbstmanagement), sodass sie ihren Alltag besser meistern können. Die Therapie kommt bei Kindern ab dem Schulalter infrage und erfolgt abgestimmt auf das jeweilige Alter.

     

    Medikamentöse Therapie: Bei gesicherter Diagnose, starken ADHS-Symptomen und wenn andere Maßnahmen keine ausreichende Besserung bringen, kommt eine medikamentöse Behandlung infrage. Als Mittel erster Wahl gelten sogenannte Stimulanzien wie Methylphenidat und gegebenenfalls Dexamphetamin und Atomoxetin. Zu berücksichtigen ist, dass alle Medikamente Nebenwirkungen wie Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Benommenheit oder Blutdruckschwankungen haben können. Aus diesem Grund sind während der Behandlung regelmäßige Kontrolluntersuchungen wichtig.